Soziale Trainings: Infos für Fachkräfte
Hier können Sie sich über die Konzeptionen unserer sozialen Trainingskurse informieren.
Unser Training geht klar! ist eine Maßnahme nach dem Jugendgerichtsgesetz, d.h. in der Regel wird eine Teilnahme durch ein Jugendgericht angeordnet. Die Finanzierung erfolgt durch die Jugendhilfe im Strafverfahren (Jugendgerichtshilfe) des zuständigen Berliner Bezirkes.
Unser Training klar kommen kann als Hilfe zur Erziehung von einem jungen Menschen oder dessen Erziehungsberechtigten beim zuständigen Berliner Jugendamt beantragt werden. Es kann sowohl solitär wie auch ergänzend zu bereits laufenden Hilfen installiert werden.
Unsere Gruppenangebote Schluss mit Suff, Freistoß und Kiff im Griff werden leider nicht mehr angeboten. In der Projekthistorie können Sie sich aber weiterhin über diese Arbeitsansätze informieren.
Neben unserer direkten Arbeit mit jungen Menschen unterstützen wir Sie, Ihr Team, oder Ihre Einrichtung gern in der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zu Suchtprävention und Konfliktmanagement.
Klar Kommen
Suchtpräventives Kompetenztraining als Hilfe zur Erziehung
Wir bieten auf der Grundlage unseres seit 2002 etablierten Suchtpräventionstrainings "geht klar!" nach dem Jugendgerichtsgesetz die Maßnahme „klar kommen“ als Hilfe zur Erziehung (gem. §30, §35 SGB VIII) an. Diese kann sowohl ergänzend zu laufenden Hilfen zur Erziehung in Anspruch genommen werden, wie auch eigenständig.
Die Zielgruppe bilden Jugendliche und Heranwachsende, die mit ihrem Substanzkonsum aufgefallen sind, und bei denen riskante oder schädliche Konsummuster anzunehmen sind.
Das Ziel ist die Entwicklung von risikoarmen Konsummustern oder Abstinenz bei den Teilnehmenden. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung von Eltern und Fachkräften im Umgang mit substanzkonsumierenden Jugendlichen. Durch ihre Beteiligung am Prozess und fallbegleitende Beratung erhalten Fachkräfte und Eltern mehr Handlungssicherheit und Kompetenzen im Umgang mit substanzkonsumierenden jungen Menschen. Dadurch wird die Beratungsqualität der Fachkräfte zum Thema Drogenkonsum nachhaltig verbessert.
Die Umsetzung erfolgt in der Haltung der Motivierenden Gesprächsführung (nach Miller und Rollnick). Wir begegnen den Teilnehmenden akzeptierend und zieloffen, d.h. das Ziel des Prozesses wird nicht von unseren Trainer*innen definiert, sondern die Teilnehmenden werden bei der Entwicklung intrinsischer Motivation und eigener Ziele zur Verhaltensänderung begleitet.
In individuell abgestimmter Schwerpunktsetzung werden folgende Inhalte bearbeitet:
- Beobachtung und Reflektion des Konsum- bzw. Problemverhaltens
- Definition und Einordnung des individuellen Konsummusters
- Information zu Substanzen und Suchtentwicklung
- Funktionalität des Konsum-/Problemverhaltens und zugrundeliegende Bedürfnisse
- Untersuchung von Vor- und Nachteilen des Konsum-/Problemverhaltens
- Entwicklung von Veränderungszielen und Veränderungsplanung
- Lebensziele und zu ihrer Erreichung hilfreiche Kompetenzen
- Alternativen zum Konsum-/Problemverhalten und deren Erschließung
- persönliches Risikoprofil: soziales Umfeld und Verführbarkeiten
- Identifikation und Förderung von Resilienzfaktoren und sozialen Kompetenzen
- Unterstützungsmöglichkeiten nach dem Training
Umfang des Trainings sind 16 Gesprächssitzungen mit den Teilnehmenden im Umfang von je 2 Fachleistungsstunden. Ergänzt durch Gespräche mit beteiligten Fachkräften und Eltern ergibt sich ein Leistungsumfang von bis zu 45 Fachleistungsstunden.
Downloads: Flyer Infoblatt Fachkräfte
Geht klar!
suchtpräventives Kompetenztraining nach dem Jugendgerichtsgesetz
Das Einzeltraining im Umfang von 16 Terminen kann in seiner inhaltlichen Ausrichtung optimal auf den Bedarf des Teilnehmers angepasst werden. Zielstellung ist die Reflektion von Risikoverhaltensweisen, und die Vermittlung sozialer Kompetenzen, insbesondere im Umgang mit Konflikten.
BalanX e.V. bietet seit 2003 mit den Gruppentrainings „SmS - Schluss mit Suff“ und „KiG - Kiff im Griff“ straffälligen jungen Menschen spezifische Hilfen zur Entwicklung eines weniger riskanten Substanzkonsums, und damit zur Prävention weiterer Straffälligkeit. Unsere zieloffene und akzeptierende Haltung und unsere Erfahrung in Konfliktmanagement haben sich dabei bewährt, um eine sowohl von ihrer Motivationslage als auch von ihren Konfliktkompetenzen her schwierige Zielgruppe zu erreichen.
In der Arbeit haben sich jedoch auch Bedarfslagen gezeigt, denen mit Gruppenangeboten nur unzureichend begegnet werden kann. Für diese jungen Menschen ist eine individuelle Begleitung im Einzelsetting hilfreich, um innerhalb einer engen persönlichen Arbeitsbeziehung zunächst an den personalen und sozialen Kompetenzen zu arbeiten, die eine Grundlage für nachhaltige Verhaltensänderungen bilden können.
Sowohl Substanzkonsum/Suchtverhalten wie auch Delinquenz können als subjektiv funktionale Bewältigungsstrategien verstanden werden. Zeitgemäße Suchtprävention (wie in weiten Zügen auch die aktuelle Kriminalprävention) ist daher eng verwoben mit Zielen sozialer Kompetenzentwicklung und Gesundheitsförderung, und will bei jungen Menschen diejenigen Ressourcen und Kompetenzen fördern, die es ihnen ermöglichen, ihr Leben so zu meistern, dass ein Ausweichen in Problemverhalten weniger attraktiv wird. Fähigkeiten zur befriedigenden Gestaltung von Beziehungen stehen dabei besonders im Fokus, da sich eine gesunde Einbindung in soziale Bezüge als wesentlicher Schutzfaktor gegen Suchtgefährdung erwiesen hat.
Darüber hinaus haben sich mit den Begriffen der Risikokompetenz und der Drogenmündigkeit Zielsetzungen in der Präventionsarbeit etabliert, welche den verantwortlichen Umgang mit Substanzen als eigenständige (soziale) Kompetenz innerhalb der Entwicklung einer gelungenen Lebensgestaltung verstehen.
Zielgruppe sind straffällige Menschen im Alter von 14 bis 21 Jahren mit einem riskanter oder schädlichen Gebrauch von Alkohol bzw. illegalen Drogen oder stoffungebundenem Suchtverhalten, die Bedarf an Beförderung personaler und sozialer Kompetenzen haben.
Der Substanzkonsum oder die Verhaltenssucht hat bei diesen Jugendlichen und Heranwachsenden maßgeblichen Einfluss auf das delinquente Verhalten und/oder den Bewährungsverlauf, und sie zeigen keine ausreichenden Fähigkeiten, um ihr Verhalten aus eigener Kraft nachhaltig zu verändern. In der Prognose ist davon auszugehen, dass ohne eine Stärkung der sozialen Kompetenzen das Risiko weiteren dysfunktionalen Konsumverhaltens und fortgesetzter Delinquenz nicht verringert werden kann.
Ziele
- Reflektion von Konsum- und Sozialverhalten
- Vermittlung von Information zu Sucht und Risikoverhalten
- Erweiterung des Kompetenz- und Handlungsrepertoires, um die Umsetzung von Verhaltensänderungen zu unterstützen, und funktionale Alternativen für das Problemverhalten zu ermöglichen
- Reduktion des Risikos erneuter strafrechtlicher Auffälligkeit
Die genaue Zielstellung des Trainings wird im Verlauf der ersten Sitzungen auf den individuellen Bedarf des Teilnehmers abgestimmt.
Methoden
Motivierende Gesprächsführung
Im Bezug auf das jeweilige Problemverhalten orientiert sich das Training wesentlich an der von Miller und Rollnick begründeten, Motivierenden Gesprächsführung und dem Modell der Verhaltensänderung nach Prochaska und diClemente. Nach diesem durchläuft jeglicher Prozess einer Veränderung menschlichen Verhaltens 5 Phasen (Absichtslosigkeit – Absichtsbildung – Vorbereitung/Bereitschaft – Umsetzung - Aufrechterhaltung) die jede für sich zum einen spezifische Interventionen eines Begleiters erfordert, zum anderen jeweils spezifische Fähigkeiten des Betroffenen. Die Motivation zu einer Verhaltensänderung ist im Verständnis dieses Modells natürlicherweise Ambivalenzen und Schwankungen unterworfen, die entsprechende Aufmerksamkeit und Flexibilität in der Begleitung erfordern.
Die Abwägung von Vor- und Nachteilen des jeweiligen Problemverhaltens gemeinsam mit dem Betroffenen ist ein zentrales methodisches Element in der motivierenden Gesprächsführung. Je genauer diese Analyse erfolgt, und je konkreter sie an Lebenswelt und Interessen des Teilnehmers ausgerichtet ist, desto besser kann sie als Grundlage für die Erzeugung von Problembewusstsein und Veränderungsmotivation dienen.
kognitiv orientiertes Training sozialer Kompetenzen
Während bei der Absichtsbildung und der Vorbereitung einer Veränderung vornehmlich kognitive (Personal)kompetenzen wie Selbstbeobachtung, Introspektion und Antizipation hilfreich sind, erfordert die Umsetzung und die Aufrechterhaltung der Veränderung außerdem (soziale) Handlungskompetenzen. Hierzu gehören insbesondere gelungene Kommunikations-, Abgrenzungs- und Konfliktfähigkeiten, sowie solche zur Erschließung von Handlungsalternativen und Unterstützungsmöglichkeiten.
Für diesen Zweck kommen u.a. Elemente des kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierten „Gruppentraining sozialer Kompetenzen“ (GSK) nach Hensch und Pfingsten zum Einsatz, die für die Einzelarbeit adaptiert werden. Diese beinhalten sowohl Psychoedukation und Reflektionsaufgaben, wie auch praktische Interaktionsübungen.
Als weitere Methoden sozialer Kompetenzentwicklung kommen die Vermittlung und Einübung bewährter Kommunikationsmodelle wie die 4 Seiten einer Nachricht nach Schulz v. Thun und gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg zum Einsatz.
Mediation und Deeskalierende Gesprächsführung
In den Fähigkeiten zur konstruktiven Bewältigung von Konflikten sehen wir eine zentrale Bedeutung für eine erfolgreiche Umsetzung und Aufrechterhaltung von Verhaltensänderungen. Gerade diese sind bei der Zielgruppe jedoch häufig unvollständig bis mangelhaft entwickelt.
Zum einen entstehen Impulse zu Suchtverhalten oder Substanzkonsum bei Jugendlichen und Heranwachsenden häufig vor dem Hintergrund von Abgrenzungswünschen oder von Befindlichkeitslagen, die aus unbefriedigend verlaufenen Verhandlungen der eigenen Bedürfnisse mit der Umwelt resultieren. Zum anderen entsteht aus einer (Konsum-)Verhaltensänderung auch regelhaft neues Konfliktpotential, z.B. durch neue Abgrenzungsherausforderungen.
Fähigkeiten im Konflikttraining und -management erachten wir daher als eine Schlüsselqualifikation unserer Trainer, die regelhaft über eine abgeschlossene Mediationsausbildung nach den Standards des Bundesverbandes für Mediation (BM) verfügen.
Aus der Methodik der Mediation fließen u.a. in das Training ein:
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Konfliktanalyse und Eskalationsprozesse
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Bedürfnisse von Konfliktparteien „unter der Oberfläche“ (Eisberg-Modell)
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Training von aktivem Zuhören, Empathie und Perspektivwechsel
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Konfliktbearbeitung im Rollenspiel
- substanzspezifische Arbeit
Die Motive für Substanzkonsum können sowohl in der aktuellen Lebenswelt wie in der Persönlichkeit des Konsumenten oder seiner jeweiligen Entwicklungsphase begründet liegen. Sie sind dem Konsumenten (besonders dem jugendlichen oder heranwachsenden) jedoch häufig nicht oder nur auf einer sehr oberflächlichen Ebene bewusst. Allein die Reflektion der Konsummotive und das Erkennen der dahinterliegenden Bedürfnisse kann eine wesentliche Grundlage für eine Verhaltensänderung bilden.
Um den Explorationsprozess durch gezielte Fragen und Denkanregungen optimal unterstützen zu können, haben unsere Trainer umfassende Kenntnis sowohl vom Wirkungserleben und möglicher Funktionalität, wie auch von pharmakologischen Charakteristika und Risiken der jeweils konsumierten Substanzen. Eigene reflektierte Konsumerfahrungen der Trainer haben sich hier als hilfreich gezeigt, um in ein offenes Gespräch mit den Teilnehmern zu gelangen.
- Geschlechtsspezifische Arbeit
Die Motive und Stile bei Substanzkonsum und Verhaltenssüchte, sowie die damit assoziierten Problemlagen, zeigen bei jungen Männern und Frauen teilweise deutliche Unterschiede. Den Teilnehmern und Teilnehmerinnen wird nach Möglichkeit jeweils gleichgeschlechtliches Personal zur Verfügung gestellt, um der Bearbeitung der teilweise intimen persönlichen Themen, die mit dem Problemverhalten zusammenhängen, den bestmöglichen Vertrauensraum zu ermöglichen.
Umfang, Inhalte und Ablauf
Auf der Grundlage der Leistungsbeschreibung des Einzeltraininigs „Soziale Kompetenz“ beträgt der Gesamtumfang des Trainings regelhaft 32 Fachleistungsstunden. Diese werden in 16, in der Regel wöchentlich stattfindenden, Trainingsterminen verwendet. Entsprechend der Zielstellung des Trainings werden – in individuell abgestimmter Schwerpunktsetzung - folgende Inhalte bearbeitet:
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Definition, Beobachtung (Protokollierung) und Reflektion des Konsum- bzw. Problemverhaltens;
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Information zu Substanzen, Konsummustern, Suchtentwicklung
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kognitives Erklärungsmodell und Kommunikationsmodelle
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Funktionalität des Konsum-/Problemverhaltens u. zugrundeliegende Bedürfnisse
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Untersuchung und Abwägung von Vor- und Nachteilen des Konsum-/Problemverhaltens
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Entwicklung von Veränderungszielen und Veränderungsplanung
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Identifikation und Training der für die Veränderungs-Umsetzung relevanten sozialen Kompetenzen
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Definition und Analyse von Konflikten und Eskalationsbedingungen
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Lebensziele & zu ihrer Erreichung hilfreiche Kompetenzen und Strategien
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Alternativen zum Konsum-/Problemverhalten und deren Erschließung
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persönliches Risikoprofil: Verführbarkeiten und Resilienzfaktoren
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Risiken und Ressourcen im sozialen Umfeld
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Aufrechterhaltung der Veränderung: hilfreiche Fähigkeiten und Umgang mit Rückfallprävention
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Transfer & Unterstützungsmöglichkeiten nach dem Training
Der Trainingsablauf orientiert sich am (oben erwähnten) Veränderungsmodell, und soll den Teilnehmer systematisch durch die einzelnen Phasen der Verhaltensänderung begleiten. Der Inhalt des Trainings kann aber zum einen je nach Reflexions- und Entwicklungsstand des Teilnehmers angepasst werden.
Um den Aufbau einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung behutsam zu gestalten, werden Elemente der Psychoedukation und Informationsvermittlung an den Anfang des Trainings und solchen voran gestellt, die ein persönlicheres Öffnen und Einlassen des Teilnehmers erfordern.
In den Stadien des Veränderungsprozesses sind bei den Teilnehmern im Trainingsverlauf sowohl Fort- wie auch Rückschritte zu erwarten. Jedes Stadium erfordert den Einsatz spezifischer Interventionen. Flexibilität in der methodischen und inhaltlichen Gestaltung des Trainings ist entsprechend vonnöten.
Kooperationsbeziehungen
Die Maßnahme wird in enger Kooperation mit den sozialpädagogischen Fachkräften der Jugendämter Berlins durchgeführt. Diese erfolgt über teilnehmerbezogene Rückmeldungen, inhaltliche Abstimmung, und gemeinsame Auswertung der Maßnahme, stets unter Wahrung der mit dem Teilnehmer vereinbarten inhaltlichen Vertraulichkeit.
Für den Fall des Zutage Tretens einer manifesten, im Training nicht zu bearbeitenden Abhängigkeitserkrankung soll insbesondere die Behandlungsbereitschaft des Teilnehmers befördert und die Überleitung in das Berliner Suchthilfesystem vorbereitet bzw. durchgeführt werden. Dafür besteht eine Kooperationsvereinbarung mit dem Drogentherapie-Zentrum e.V., der ein breites Spektrum an Beratungs- und Behandlungsangeboten bereithält. Insbesondere die Übergangseinrichtung und das Entzugshaus CountDown des DTZ sind als stationäre Maßnahmen geeignet, Rückfälle zu unterbrechen und aufzufangen, sowie in einem Rahmen gesicherter Abstinenz eine Orientierung über weitere geeignete Schritte zu unterstützen.
Downloads: Kurzkonzept Flyer